TRALALOBE Haus BiedermannsdorfTRALALOBE Haus Biedermannsdorf

TRALALOBE Haus Biedermannsdorf

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Wien, Februar 2020: Das TRALALOBE Haus Biedermannsdorf gibt es nicht mehr. Minderjährigen Flüchtlingen ist es kaum mehr möglich in Österreich Asylanträge zu stellen. Das bedingt die viel zu niedrige Auslastung des erfolgreich aufgebauten Ausbildungsprojektes für jugendliche Asylwerber. Demgegenüber stehen katastrophale Zustände in den Flüchtlingszentren anderer europäischer Länder und der immer stärker werdende Fachkräftemangel in Österreich.

Dazu Andreas Diendorfer, TRALALOBE Geschäftsführer: „Was spricht dagegen, 20 Minderjährige aus einem der Hot Spots zu holen und ihnen im TRALALOBE Haus Biedermannsdorf den Schritt in eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen? Was spricht dafür, menschenunwürdigen Verhältnissen zuzuschauen und gleichzeitig Fachkräftemangel in Österreich zu beklagen? Eine humanitäre Lösung scheint derzeit nicht gewollt zu sein.“

Seit der Eröffnung des TRALALOBE Hauses in Biedermannsdorf Anfang 2016 wurden rund 60 minderjährige Burschen betreut. Vielen von ihnen konnten wir Lehrstellen vermitteln, einige besuchen höhere Schulen oder haben bereits eine Arbeit gefunden, von der sie ihren Lebensunterhalt selbständig bestreiten können.

Die Jugendlichen kamen aus verschiedenen Ländern wie dem Sudan, Irak, Afghanistan und aus Syrien in das Zufluchtsland Österreich. Zum Haus Biedermannsdorf gehört auch ein Fußballfeld, wo sich die Burschen beim gemeinsamen Spiel austoben und dabei auch kennen lernen konnten.

Während ihrer Zeit in Biedermannsdorf schafften die meisten ihren Pflichtschulabschluss, davor wurde intensiv Deutsch gelernt. 38 Burschen haben B1 oder ein höheres Sprachniveau erreicht, 22 haben es zu A1 oder A2 geschafft. Viele davon werden die Fachkräfte sein, die Österreich sucht.

In Biedermannsdorf wurde gute Arbeit geleistet, die sich sehen lassen kann. Doch im Jänner 2020 konnten aufgrund der derzeitigen Asylpolitik nur noch neun minderjährige Burschen in Biedermannsdorf betreut werden. Das Haus bietet jedoch Plätze für 24 Jugendliche und kann aufgrund dieser nunmehr viel zu geringen Auslastung von TRALALOBE nicht mehr gehalten werden.

Wir schließen die im TRALALOBE Haus in Biedermannsdorf so erfolgreich aufgebaute Infrastruktur für die Starthilfe von minderjährigen Asylwerbern in Österreich mit großem Unverständnis. Denn der Blick über die Grenzen hinaus zeigt uns, wie nötig diese Hilfe nach wie vor wäre. Es erreichen uns Bilder und Berichte aus anderen europäischen Ländern wie Griechenland oder Bosnien, die Jugendliche in provisorischen Zeltunterkünften zeigen, die auf Müllhalden und feuchten Erdböden errichtet sind. Die Burschen haben dort keine Chance auf adäquate Hilfe und Ausbildung. „Jugendliche, die wir in Österreich betreuen, ausbilden und integrieren könnten, wenn es solidarische europäische Flüchtlingspolitik gäbe“, so Andreas Diendorfer.

TRALALOBE Haus Biedermannsdorf
2016 bis 2019 - Dank an die Mitwirkenden

In Biedermannsdorf wurde gute Arbeit geleistet, die sich sehen lassen kann. Dafür ist besonders allen Mitarbeiter*innen zu danken, die die unbegleiteten Minderjährigen jeden Tag rund um die Uhr professionell betreut, beraten und begleitet haben. Trotz knapper finanzieller Mittel und schwieriger Ausgangslage wurden enorme Erfolge erzielt, die das Leben dieser Jugendlichen nachhaltig verändert haben. Genauso ist den Burschen zu danken, für das Vertrauen, das sie Tralalobe entgegengebracht haben und für ihre Leistungen, die sie oft in sehr kurzer Zeit in einer schwierigen Lebensphase erbracht haben. Wir möchten uns auch bei der Gemeinde Biedermannsdorf bedanken und bei all den ehrenamtlichen Unterstützer*innen, die zum Gelingen dieses Projektes beigetragen haben.

Andreas Diendorfer
Geschäftsführer
TRALALOBE, Verein zur Förderung und Hilfe von Bedürftigen

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